K.Ch. – Eine Geschichte über die Aussöhnung mit dem Kommunismus

In den letzten zehn Jahren wurden Dutzende Dokumentarfilme, Filmporträts und biografische Amateurfilme über Opfer des kommunistischen Regimes der fünfziger Jahre produziert. In der vorliegenden Dokumentation mit dem Titel „K. Ch.“ möchten wir mit den schon bestehenden Filmen dieser Art nicht in Konkurrenz treten und wir möchten uns auch nicht als unabhängige Filmschaffende neu profilieren. Dazu haben wir weder die geeignete Ausbildung noch den Hintergrund oder die finanziellen Mittel. Wir möchten lediglich auf dem Wege der Selbsthilfe (weil wir sonst keine Möglichkeit haben) eine der herausragendsten Lebensgeschichten erfassen, auf die wir bei der Aufzeichnung so vieler Lebensgeschichten ehemaliger politischer Gefangener gestoßen sind.

Kommen Sie doch und sehen Sie sich diesen Film mit dem Titel „K. Ch.“ bei der Vorstellung am 23. Februar 2012 in der Stadtbibliothek in Prag als Programmteil des Festivals Mene Tekel an. Gerne werden wir die Protagonistin dieses Films, der ein Studentenprojekt ist, vorstellen. Der Eintritt ist kostenlos, und wir beginnen um 10.00 Uhr.

Worin ist K. Ch. so außergewöhnlich? Darin, dass sie sich mit ihrem unglaublich schweren Schicksal zur Gänze ausgesöhnt hat. Nehmen Sie doch einmal Folgendes an: es ist das Jahr 1948, Sie sind 23 Jahre alt und von der Hochschule hinausgeworfen. Im Hinblick auf die damalige Zeit ist das noch nicht so außergewöhnlich. Die Geheimpolizei StB verhaftet Sie jedoch, bringt Sie in die Untersuchungshaft in Plzeň [Pilsen], wo Sie nach wenigen Tagen von einem Aufseher vergewaltigt werden. Bevor Sie sich davon noch erholen können, stellen Sie fest, dass Sie schwanger sind, und Sie bekommen in der Haft keine Möglichkeit zu einem Schwangerschaftsabbruch. Ihrer Familie wird unterdessen vom Staat verboten, ein Textilgeschäft und eine Werkstatt zu betreiben, der Familienbesitz wird konfisziert. Nach den unmenschlichen Bedingungen im eiskalten Gefängnis bringen Sie das Kind zur Welt und werden schwer krank. Nun folgt das größte Dilemma Ihres Lebens, auf der einen Seite steht das unschuldige Kind, auf der anderen der gewalttätige Vater, Sie entscheiden sich, das Mädchen für die Adoption freizugeben. Erst im Jahr 2000, als Sie schon über 70 Jahre alt sind, sehen Sie dieses Mädchen wieder.

Von der Vergewaltigung tragen Sie schwere psychische Schäden davon, infolge der Haftbedingungen sind Sie unfruchtbar. Die Beziehung zu Ihrem Partner geht nach nur knapp zwei Jahren in die Brüche, Sie dürfen keinen qualifizierten Beruf ausüben, dabei pflegen Sie Ihre schwerkranke Mutter und die invalide Schwester. Beide unternehmen infolge der schwierigen familiären Situation einen Selbstmordversuch. Die vierköpfige Familie muss mit knapp 2000,- Kčs im Monat auskommen.

Warum sollte man über diese Geschichte einen Dokumentarfilm drehen? Einfach deshalb, weil K. Ch. dies alles ohne Verbitterung und Hass überwunden hat. Mit ihren 86 Jahren lebt sie in sehr bescheidenen Verhältnissen in Prag, an der Straßenbahnstation „Solidarita“ [„Solidarität“]. Das Schicksal spielt manchmal seltsame Spielchen. K. Ch. hat in ihrem Leben nicht aufgehört zu lächeln, auf ihr Auftreten Wert zu legen, das öffentliche Geschehen zu verfolgen und im Alter würdig zu leben, als hätte sie ihr ganzes Leben keine einzige Tragödie erlebt.

In diesem Film versuchen wir, die Mosaiksteinchen des Lebens dieser ehemaligen politischen Gefangenen zusammenzufügen, doch wir haben uns nicht zum Ziel gesetzt, das Genre des Dokumentarfilms neu zu erfinden. Wir bedienen uns lediglich dieser Form, und der gesamte Filmstab leistet seine gesamte Arbeit auf ehrenamtlicher Basis, wir machen uns das Know-how der Oral History zunütze und möchten auf keinen Fall zulassen, dass die Geschichte dieses außergewöhnlichen Menschen in Vergessenheit gerät. Möchten Sie sich daran beteiligen?

Sie können für dieses ehrenamtliche Projekt einen Betrag in beliebiger Höhe auf unser transparentes Bankkonto spenden.

Die Dreharbeiten erfolgen mit finanzieller Unterstützung von individuellen Spendern sowie mit Unterstützung der Höheren Fachschule für Publizistik.

Sehen Sie sich den Trailer zum Film auf unserem Projekt-Konto YouTube.

Das biografische Interview mit K. Ch. können Sie in der Rubrik „Geschichten von Frauen als politischen Gefangenen“ lesen.

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